Stefan Blankertz
Kurt Lewins Kritik der Ganzheit
Schriftenreihe des Berliner Gestaltsalons in der edition g. 403
Neben und in Konkurrenz zu
Sigmund Freud (Psychoanalyse) und
B.F. Skinner (Behaviorismus) gehört
Kurt Lewin (Feldtheorie) zu den bedeutendsten und einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts.
Kurt Lewin (1890-1947) war deutscher experimenteller Gestaltpsychologe, der 1933 wie so viele andere führende Wissenschaftler Deutschland aufgrund der Machtübergabe an die Nationalsozialisten verlassen musste. In den USA erweiterte er seinen Ansatz um die sozialpsychologische Komponente und wurde zum Begründer der Gruppendynamik und der Erforschung von Minderheitenproblemen mit dem Ziel, die gesellschaftliche Toleranz und die demokratische Kultur auszubauen. Da er viel zu früh mit 57 starb, hinterließ er ein fragmentarisches Werk, das er noch nicht zu einer vollen Geschlossenheit und inneren Stimmigkeit ausbauen konnte.
Wie Ludwig von Mises ist Lewin Kantianer und geht von der Forderung aus, die Psychologie müsse das Verhalten nach gültigen Gesetzen (und nicht etwa nach Durchschnittswerten, Wahrscheinlichkeiten oder historisch bzw. biografisch bestimmten Faktoren) beschreiben; darum ist Lewins Ansatz geeignet, Mises’ Praxeologie um die Dimension der Psychologie zu erweitern.
Das Buch skizziert kurz und präzise die Struktur der psychischen Dynamik, wie Lewin sie erkannt und beschreibbar gemacht hat. Dabei zeigt es vor allem auch die Möglichkeiten auf, im Sinne von Lewin aktuelle soziale und individuelle Probleme anschaulich werden zu lassen und damit Perspektiven für Veränderungen aufzuzeigen.
Ein neuer Anhang (2020) enthält neben einer Zusammenfassung der feldtheoretischen Grundbegriffe und der Kritik von Lewin am Gewohnheitsbegriff drei Beispiele aus der gestalttherapeutischen Praxis, wie Lewins Anregungen zu einer »topologischen« (räumlichen) Darstellung von aktuellen Lebenssituation aufgegriffen und fruchtbar gemacht werden können.
150 Seiten, mit 6 Farbgrafiken, € 13,80 [D] ISBN 978-3-7519-0802-3