Stefan Blankertz
Weberschlacht 1371
Historischer Roman
Eine Auseinandersetzung zwischen aufstrebenden Handwerkszünften mit den Webern an der Spitze und alteingegessenen Ratsgeschlechtern erschüttert das spätmittelalterliche Köln. Verleumdung, Hinterlist und sogar Mord werden als Waffen eingesetzt. Auf diesem aufwühlenden Hintergrund muss der Kaufmannslehrling Peter Nicol vom Eisenmarkt, dessen Vater ermordet wurde, zusammen mit seinem Freund Johann herausfinden, wem in dieser Situation überhaupt noch zu trauen ist. Nach vielen Irrungen und Wirrungen gelingt es ihnen schließlich, den wahren Täter zu entlarven, während die Stadt im Chaos eines Bürgerkrieges, der »Weberschlacht« vom 20. November 1371, zu versinken droht.
Der Roman entführt den Leser in die dramatische Zeit, in der der Glaube zu Formeln und die Gerechtigkeit zu Bürokratie zu verkommen droht. Aber die mächtigen menschlichen Leidenschaften von Liebe, Gier und Hass bestimmen wie stets das Leben und verursachen nicht weniger Freud als Leid.
2006 unter dem Titel »Köln 1371« zuerst erschienen, jetzt gründlich überarbeitet.
Für alle, die den »Gott, der keiner ist« mögen: Die dazugehörige Geschichte. Und natürlich viel differenzierter, wie von mir nicht anders zu erwarten. Anno 1371 putscht sich in Köln die sozialistische Weberzunft an die Macht Die Maßnahmen (Abgabenerhöhungen, Verbot der Witwenerbschaft etc.) schaden denen, denen sie zu helfen versprechen. Die Geschädigten verbünden sich mit den entmachteten Ratsgeschlechtern, gewinnen, und müssen erfahren, dass die Wiederherstellung der Alten Ordnung die alte Ungerechtigkeit wiederherstellt. Der in seine Lehrherrin, die Garnmacherin Elisabeth de Porta, verliebte Peter vom Eisenmarkt, Sohn eines ermordeten Weinhändlers, erzählt.
»Es war itzt kein Kampfeslärm mehr zu hören, vielmehr Hochrufe drangen herüber zu uns. Auch jene Menschen, die nicht mitgekämpft hatten, strömten nunmehr auf die Straßen, alle zusammen sangen und tanzten. Die Mägde der von Troyens öffneten die Fensterläden, und wir atmeten die frische Luft der Freiheit.«
»Als Widerhall hörte ich Vater mich einen Zagen rufen, spaßhaft zwar, doch darum nicht weniger verletzend. Es war gegen Ende des Winters vor unausdenklich vielen Jahren gewesen. Wir hatten am Bachufer gestanden, das Eis war bereits weitgehend weggeschmolzen. Vater entkleidete sich, sprang in den Fluss, tauchte unter einer Scholle hindurch und gelangte so ans gegenüberliegende Ufer. Lachend rief er mir zu, ich solle es ihm nachtun, aber Nein! Nein! Nein!, ich konnte es nicht.
›Du Zage, Peter!‹, hatte er immer noch lachend gerufen und war auf demselben Weg zurückgekommen.
Er hatte wie ein Hund das Wasser abgeschüttelt und sich den Rest Feuchtigkeit mit dem Rock weggerieben.
›Weißt du, warum ich es mit dem Ober- und nicht mit dem Unterkleid tue?‹, hatte er gefragt.
Ich hatte den Kopf geschüttelt und schon beim Zusehen vor Kälte gebibbert: ›Nun sehen alle, dass dein Rock nass ist.‹
›Aber das Unterkleid ist mir näher als der Rock‹, hatte Vater gelacht. ›Wenn ich’s zum Abtrocknen benutzen würde, trüge ich die Nässe enger am Körper.‹
Dies war der Tag gewesen, an welchem ich gesehen hatte, dass Vater ein mächtiger Mann und ich mutternackt ein Wurm war.«
Der Umschlag zeigt »Der Goldwäger und seine Frau« von Quentin Massys (1514), gemeinfrei, The Yorck Project via Wikipedia. (Der Goldwäger ist auf der Rückseite zu sehen.)
212 Seiten, € 14,80 [D]
ISBN 978-3-7386-3012-1