Stefan Blankertz

Rothbard denken


Schriftenreihe des Murray Rothbard Institut für Ideologiekritik in der edition g. 120


Gewalt ist Konstrukteur der Infrastruktur, in der wir leben. Sie ist motiviert von antikapitalistischer Ideologie, die verkündet, freiwilliges Handeln der Menschen würde ihnen selber schaden: zum eigenen Nutzen müssten sie durch die Gewalt unterworfen werden, einer Gewalt, die freilich ganz bestimmten Interessen dient und keineswegs einer anonymen Allgemeinheit. Diesen ursprünglich von Paul Goodman inspirierten Satz vertieft Murray Rothbards politisch-ökonomische Theorie – düster und doch ein Licht, das einen Ausweg aufzeigt.

Die Infrastrukturen, die uns umgeben, seien es die Kliniken, seien es die Schulen oder Universitäten, seien es die Währungen, seien es die Kulturgüter, seien es die Straßen, seien es die Versorgungsunternehmen, sind Konstrukte der Staatsgewalt. Sie entspringen unfreiwilliger Interaktion: dem politischen Prozess, welchen Gewalt prägt. Etwas wird verbindlich nicht, weil es akzeptiert wird, sondern weil der Apparat (infra-) struktureller Gewalt Minderheiten oder zuweilen auch Mehrheiten unterdrückt und mundtot macht: Das ist der Ausgangspunkt dieses Essays.

»Die Mahnung der Konstruktivisten, dass das, was wir als Wahrheit ansehen, eine von uns selber gestaltete Konstruktion bedeute, hat den Menschen auf der einen Seite eine enorme Freiheit in einem existenzialistischen Sinne wiedergegeben. Auf der anderen Seite vermag sie in den Händen politisch aktiver Kräfte die Auffassung zu befeuern, eine Gesellschaft ließe sich nach beliebigen gewünschten Vorgaben einrichten.«

»Hammer und Sichel sind auch in Berlin, 2020, immer häufiger als Wanddekoration hingeschmiert zu sehen. Die Nostalgie der Rückkehr zur endgültig nationalisierten Wirtschaft ist sogar verständlich, weil in der mixed economy die Probleme stets auf den schrumpfenden Markt, die Vorteile dagegen auf die Regierungsinterventionen zurückgeführt werden. Weshalb den Markt überhaupt noch dulden, fragt der gebeutelte Bürger sich. Die Herrschenden haben die Lektion gelernt, dass sie derart um so weniger zu enteignen haben, also selber drunter leiden. Besonders die Armen jedoch sehnen sich nach einer mächtigeren und klareren Lösung. Die erblicken sie in einem starken Staat und es scheint ihnen einerlei zu sein, ob der dann rechts oder links steht, Hauptsache er verspricht den Wohlstand für Alle (außer, natürlich, für die jeweiligen Feinde). Dass es schließlich allerdings Knappheit für ­Alle (außer, natürlich, für die Herrschenden) bedeutet, steht erst im Kleingedruckten.«

»Woher wissen die, die die Sünden gestriger staatlicher Infrastrukturleistungen durch neue Maßnahmen des Staats in anderer Richtung heilen wollen, dass in hundert oder bereits in fünfzig Jahren nicht sich die eingeschlagene Richtung als ebenso katastrophaler Fehler herausstellt? Ein ressourcenschonender Umgang ist eine Tugend, die um so weniger Chancen hat, desto mehr Mittel zur Verfügung stehen, entgegenstehende Bedürfnisse und Interessen zu übergehen und zur Kooperation oder wenigstens zum Still­halten zu verpflichten. Diktatur ist das althergebrachte Instrument. Der entwickelte demokratische Staat nutzt seine Finanzmacht.«

»Im ›öffentlichen Interesse‹, das heißt: zum Wohle der Staatsgewalt.«

»Indes die Bevormundermenschen sich gegen eine der staatlich erzeugten Infrastrukturen wenden, diese aber dem Markt anlasten und die Kur in einer verstärkten Staatlichkeit erblicken, verteidigen ihre vermeintlich konservativen, liberalen oder gar ›rechten‹ Gegner einen Zustand der Entwicklung, der seinerseits ebenfalls durch Staatshandeln hervorgebracht worden ist.«

»Genau wie in der Zeit der Herrschaft der Stalinistischen Entwicklungspolitik beide Seiten der vermeintlich unterschiedlichen Lagern und Systemen angehörenden Kontrahenten der grundsätzlich gleichen Theorie angehörten, so verhält es sich auch im aktuellen Diskurs. Beide Seiten halten Staatlichkeit hoch, unterschiedlich sind Grad der Staatlichkeit und vor allem Inhalt dessen, was an staatlichem Handeln gefordert wird.«

»Der neuen Entwicklungstheorie zufolge reicht es völlig aus, etwas qua staatlicher Gewalt als ›Recht‹ zu deklarieren, um es dann in ausreichender Menge vorzufinden, jedenfalls wenn man es den profit- und selbstsüchtigen Kapitalisten aus den Händen reißt. Eins von diesen Rechten ist das Wasser. Die Deklaration, Wasser sei ein Menschenrecht, trägt aber nicht einen Kubikmillimeter zur Produktion von sauberem Trinkwasser bei.«

»Auf dem freien Markt ist das Einkommen eines Menschen die Folge davon, dass er den Mitmenschen einen Gewinn gebracht und eben keinen Verlust zugefügt hat. Während die Starken (zu denen viele, wenn auch nicht alle Reichen zählen werden) wahrscheinlich in jedem polit-ökonomischen System zu prosperieren verstehen, sind es die Schwachen (zu denen dann viele, wenn auch nicht alle Armen zählen werden), die auf die gute Funktionsfähigkeit des freien Marktes angewiesen sind.«

»Der Staat erhält die Ressourcen nicht wie alle anderen gesellschaftlichen Organisationen in einem freien Austausch. Vielmehr enteignet er die produktiv Tätigen (Einzelpersonen, Unternehmen usw.) und nutzt die so gewonnenen Ressourcen. Einerseits nutzt er sie zur Selbsterhaltung; in entwickelten Staaten geht ein Großteil der Ressourcen andererseits an ausgewählte Organisationen in der Gesellschaft (z.B. Unternehmen), die ihm das im Gegenzug mit Loyalität danken.«

»Wenn wir nun alle Stränge unserer Betrachtung zusammennehmen, erkennen wir sofort, dass auf dem Markt eine sehr viel langsamere Entwicklung stattgefunden hätte, eine sanftere Entwicklung, in der vor allem die gesundheitliche Belastung durch Luft-, Umwelt- und Wasserverschmutzung wenn nicht ganz vermieden, so doch erheblich abgemildert worden wäre. Die Infrastrukturen hätten sich im Einklang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung entwickelt, nicht im Einklang mit den Bedürfnissen des kriegslüsternen Staats.«

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Leseprobe


124 Seiten,  € 10,00 [D]

ISBN 978-3-7534-0788-3