Aber ist es ein Roman? Der britische Romancier E.M. Foster (1879-1970) meinte, ein Roman müsse aus mindestens 50.000 Worten bestehen. Diese Marke verfehlt «Ireen» um 16%. Andererseits wird ein Roman inhaltlich darüber definiert, dass er ein ganzes Leben erzählt und nicht nur eine Episode. In «Ireen» haben wir sogar zwei Biographien (die von Ireen und die von Tom), sodass dieses Kriterium übererfüllt ist.
Der zeitgenössische Autor Ralph M. Berry interpretiert experimentelle Romane als ein Genre, das auf der Metaebene untersucht, was ein Roman sei. Dies trifft auf «Ireen» zu: Die Form des (Pseudo-) Drehbuchs lässt immer die Frage mitschwingen, was der Unterschied zwischen einem Bild vor Augen und einem imaginierten Bild sei. Die gängige Meinung, ein Bild sage mehr als tausend Worte, wird in Frage gestellt.
Dazu lässt sich auch Ezra Pound heranziehen: «Schildere nicht – bedenke, dass der Maler eine Landschaft viel besser schildern kann als du. … Wenn Shakespeare von ‹Morgen, mit rotem Mantel angetan› spricht, so stellt er etwas dar, das der Maler nicht darstellt.» (1913. Dt. n. Dichtung & Prosa, 1962, S. 146.)